Weiter gehts in unserer Reihe “Butzbach, Deine Stadtteile!” – und zwar in Richtung des Butzbacher Stadtteils Ebersgöns.
Wir sind heute im Dörfchen Ebersgöns zu Gast. Und Ebersgöns ist wirklich etwas Besonderes. Das wissen die rund 700 Einwohner natürlich schon lange. Aber was ist das eigentlich, das Ebersgöns zu einem besonderen Butzbacher Stadtteil macht? Der Grund liegt in der Geschichte des Ortes begründet, der 1197 erstmals urkundlich erwähnt wird – und zwar als Eberhartesgunesso – was so viel heißt wie „Göns-Ort des Eberhard“. Der Ort dürfte noch älter sein und sich aus kleinen Siedlungsflecken, die es vielfach in der Gönser Mark gab. Im Hochmittelalter gehörte Ebersgöns zur Grafschaft Cleeberg. Später wurde Ebersgöns preußisch und gehörte zum Kreis Wetzlar – erst 1977 erfolgte die Eingemeindung nach Butzbach. Ebersgöns ist also der einzige Butzbacher Stadtteil, der einmal preußisch war. Die gegenüber Butzbach und seinen übrigen Stadtteilen unterschiedliche Geschichte spiegelt sich noch heute in vielen Details wider. Die Telefonvorwahl für Ebersgöns lautet 06447 und gehört zum Ortsnetz Oberkleen/Niederkleen statt zu Butzbach. Auch kirchlich geht Ebersgöns eigene Wege. Die katholische Gemeinde gehört zum Bistum Limburg, während Butzbach dem Bistum Mainz angehört. Auch evangelischerseits ist Ebersgöns ein Kuriosum: Es ist der einzige Ort in der Wetterau, der zur Evangelischen Kirche im Rheinland gehört und nicht zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Selbst der evangelische Kirchenkreis an Lahn und Dill, zum dem Ebersgöns gehört, ist etwas besonderes – territorial liegt er mitten im Gebiet der hessen-nassauischen Kirche, gehört aber zur rheinischen Landeskirche.
Auch hinsichtlich der Verkehrswege war Ebersgöns über Jahrhunderte hinweg in Richtung Wetzlar orientiert. Das änderte sich Anfang des 20. Jahrhunderts – 1910 wurde Ebersgöns an die Butzbach-Licher-Eisenbahn angeschlossen. Nicht nur Personen sondern auch Güter konnten damit schneller transportiert werden. Die Eisenbahn gab in Ebersgöns aber nur ein relativ kurzes Gastspiel – die Erwartungen der Betreiber konnten im ländlich geprägten Gebiet nicht erfüllt werden. 1969 wurde die Strecke nach Pohl-Göns stillgelegt. Die Gleise wurden ab Kilometer 4,8 abgebaut – dort nämlich wo früher einmal die Grenze zwischen Preußen und Hessen war. Ordnung muss eben sein.
