Bild: Cherubino

Butzbach – Deine Stadtteile: Ostheim

Heute geht es nach Ostheim – wir stellen den Butzbacher Stadtteil, der heute für seine Apfelkelterei bekannt ist, vor.

Rund 1000 Einwohner zählt der Ort Ostheim, der als einziger Ortsteil neben Kirch-Göns und Butzbach über eine Haltestelle an der Main-Weser-Bahn verfügt und damit über eine gute Verkehrsanbindung in Richtung Frankfurt und Gießen. Ostheim wird 1265 erstmals urkundlich erwähnt – der Ort selbst wird vermutlich beträchtlich älter sein. Darauf deuten fränkische Reihengräber am Ortsrand hin sowie die Ortsbezeichnung „Ost-HEIM“, die in fränkischer Zeit oft verwendet wurden. Oft wurden die Bezeichnungen mit Personennamen kombiniert und ließen auf den „Heimatort“ der Person schließen. Vielleicht handelt es sich bei Ostheim aber auch um den Ort, der im Osten der Weiseler Mark lag, zu der auch Hoch-Weisel, Fauerbach, Münster, Maibach, Bodenrod, Ostheim, Weiperfelden und Cleeberg gehörten. Geografisch würde das jedenfalls passen.

Auf Luftaufnahmen erahnt man auch heute noch die Anlage des Dorfes als ein von Ost nach West angelegtes Straßendorf mit der heutigen Rathausstraße als zentralem Weg durch die Ortschaft. In deren Verlängerung trifft man auf den Riedgraben, der früher zur Entwässerung genutzt wurde und der nach Oppershofen zur Wetter führt. 

Wie andere kleinere Ansiedlungen war auch Ostheim zur Verteidigung im Mittelalter von Wällen, Hecken und Haingraben umgeben. Im Norden zeigt auch heute noch die heute Straße am Haingraben die Lage der Befestigung an.

Im Ortszentrum fallen besonders das 1697 errichtete reich verzierte Rathaus und die evangelische Kirche auf. Die Kirche ist dem heiligen Martin geweiht, der als Bischof von Tours mit der Episode der Mantelteilung hoch zu Pferd in die Geschichte einging. Der älteste Teil der Kirche ist der mittelalterliche Chorraum und der darüber ansetzende Turm. Dieser geht wohl auf das 14. Jahrhundert zurück und ist mit vier erkerähnlichen sogenannten Wichhäuschen ausgestattet. Das sind kleine Häuschen am Turmhelm, die seinerzeit zur Beobachtung und Verteidigung dienten. Sie verleihen der Kirche ihr charakteristisches Aussehen. Das Kirchenschiff wurde um 1750 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

In Ostheim gab es schon seit alters her Apfelweinkeltereien. Die Geschichte der heutigen Kelterei Müller geht auf die Langgönser Kelterei von Heinrich Müller zurück, der 1905 die Gaststätte von seinem Schwiegervater Jakob Fett in Ostheim nach dessen Tod übernahm. Die miserable Ernährungslage während des Ersten Weltkrieges bescherte den Apfelweinwirtschaften ein Ausschankverbot. Aus den Äpfeln sollte Gelee für die Lazarette gekocht werden. Auch im zweiten Weltkrieg gab es Produktionsbeschränkungen. Ab 1969 erweiterte und modernisierte Klaus Müller die Produktionsanlagen, so dass das Unternehmen heute wieder in voller Blüte steht. Nicht mehr existiert hingegen die 1890 gegründete Privatmolkerei, die einst eine bedeutende Rolle für die Landwirtschaft der Umgebung gespielt hat.

Marco Pfeiffer

Bei Radio WeWeWe ist immer was los – wir berichten von den kleinen und großen Dingen, die in der Wetterau wichtig sind. Ein Hobby, das mir nun schon seit mehr als 20 Jahren Freude bereitet und bei dem ich außerdem viel Erfahrung gesammelt habe.